Unternehmenskultur als Hürde für die Digitalisierung

Missstände in der Unternehmenskultur gehören zu den Haupthindernissen für den Unternehmenserfolg im digitalen Zeitalter. Dies ist ein zentrales Ergebnis einer Umfrage der Unternehmensberatung McKinsey bei Führungskräften.

 

Konkret zeigt die Studie drei gravierende Defizite hinsichtlich einer digitalen Kultur auf:

In vielen Unternehmen sind diese Punkte längst bekannt und eine seit langem bestehende Herausforderung. Im digitalen Zeitalter wird aber das Nicht-Beheben dieser Defizite sehr teurer. Wenn Silo-Denken die Organisation prägt, werden die Anforderungen der Kunden nicht schnell genug oder mit der falschen Intention umgesetzt, nur weil der “nicht zuständige Teil” des Unternehmens das Signal für veränderte Bedürfnisse erkannt hat. Darüber hinaus behindert Silo-Denken die dynamische Entwicklung einer Organisation so stark, dass viele interne Veränderungsvorhaben daran scheitern.

Reine Risikovermeidung ist keine zukunftsfähige Strategie

Wenn weiterhin die Risikovermeidung die strategischen Entscheidungen der Unternehmensleitung beherrscht, können zu geringe oder zu spät getätigt Investitionen in strategische Chancen sowie träge Reaktionen auf sich schnell ändernde Kundenbedürfnisse und Marktdynamiken das Ergebnis sein. Mit der Folge wirtschaftlicher Einbrüche und dem Verlust der mühsam erarbeiteten Marktposition.

Orientierung am Kundenerfolg

Wenn ein einheitliches Verständnis über die Kunden fehlt, haben Unternehmen Schwierigkeiten, Mitarbeiter an den verschiedenen Kontaktpunkten zum Kunden (Vertrieb, Service, Support) zu mobilisieren, ihre Erkenntnisse und Sichtweisen mit in die gemeinsame Entwicklung der Kundenbeziehung einzubringen. Damit wird nicht nur Kundenwissen verschenkt, sondern auch gegenüber dem Kunden ein nicht förderliches Bild ihres Geschäftspartners abgegeben.

Beginne Deine Kultur zu verstehen

Eine Behebung dieser kulturellen Defizite tut Not. Oder passiert der kulturelle Wandel von selbst, wenn Führungskräfte daran arbeiten, die Strategie zu aktualisieren oder Prozesse zu verbessern? Nach unseren Erfahrungen werden Führungskräfte, die darauf warten, dass Organisationskulturen sich organisch verändern, nicht nur zu langsam vorgehen, sondern auch nicht dort ankommen, wo sie hin möchten. Die digitale Durchdringung steigt an und erhöht das Tempo für die Veränderung in allen Branchen und bei allen Wettbewerbern.

Führung gestaltet die Unternehmenskultur

Führungskräfte müssen die Veränderung der Kultur aktiv mitgestalten. Dazu gehört, dass strukturelle, strategische und taktische Elemente in einer Organisation geändert werden, die dem von ihnen angestrebten Kulturwandel entgegenwirken. Sie müssen beginnen, ihre Kultur zu verstehen und ihre Veränderung mit der gleichen Strenge und Disziplin angehen, wie sie auch die operativen Transformationen bewältigen.  Die Behebung der kritischen kulturellen Interventionspunkte, die von der McKinsey-Befragung identifiziert wurden - Risikovermeidung, falsch verstandene Kundenorientierung und Silo-Denken - können ein wertvoller Fahrplan für eine Transformation sein, um die Unternehmenskultur Ihres Unternehmens neu zu gestalten.

Autor

Alfred Doll

Nein, man muss nicht zwangsläufig demonstrieren gehen oder sich an Bäumen festketten, um ein Aktivist zu sein. Karl Popper definiert Aktivismus als „Die Neigung zur Aktivität und die Abneigung gegen jede Haltung des passiven Hinnehmens.“ Sich intensiv mit dem Thema Führung auseinandersetzen, Systeme analysieren, hinterfragen und dabei aktiv beeinflussen – das tut Alfred Doll nunmehr seit 40 Jahren. Er ist Informatiker mit den Schwerpunkten Künstliche Intelligenz und Komplexitätsanalysen und hat eine philosophische Führungsbildung bei dem Jesuitenpater Rupert Lay genossen. Er war Offizier der Bundeswehr und in der AMF-„NATO-Feuerwehr“. Als Vorstand, Führungskraft und Manager war er in leitender Funktion in Konzernstrukturen, im Mittelstand und auch in Start-up-Unternehmen tätig. Über 18 Jahre begleitete er als Berater und Coach Unternehmen und ihre Führungskräfte unter dem Motto „Changes to grow“. Darüber hinaus war er Initiator und Mitbegründer des Ethikverbands der deutschen Wirtschaft. Er weiß, was in der Praxis wirkungsvoll ist, wie man Menschen fördern und Performance steigern kann und kennt die Herausforderungen der Organisationsentwicklung und Kulturveränderung. Als Systemaktivist stellt er jetzt seine fundierte Expertise zur Verfügung – als Diskussionspartner, Impuls- und Ratgeber vor Ort und publizistisch als Blogger, Podcaster und Buchautor.